...oder: So haben wir es jedenfalls gemacht...
[Anmerkung der Bauherrin: Bloggen war bei uns bisher ja meistens Frauensache und die technischen Details sind dadurch ein wenig auf der Strecke geblieben , also schreibt der Bauherr jetzt mal selbst...]
Da wir ja mit dem Ausbaupaket 1 fertig sind, wollen wir das zum Anlass nehmen und etwas über unsere Erfahrungen zu schreiben, um künftigen "Technikfertig-Bauherren" evtl. das Leben zu erleichtern.
Werkzeug-Tipps:
1. Akkuschrauber
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass ein hochwertiger Akkuschrauber nahezu unersätzlich ist. Wir hatten nur einfache Schrauber aus dem Baumarkt zur Verfügung, mit denen es, mangels Leistung, nicht möglich war, die 6x100 Spax-Schrauben ( 600 Stk.) der Konterlattung zu versenken. Wir haben es dann notgedrungen mit einer Schlagbohrmaschine gemacht, das ging zwar auch, war aber teilweise mehr als unbequem. Welcher Hersteller zu empfehlen ist, ist eine Glaubensfrage... Die Meinungen der Fachleute aus dem Bekanntenkreis reichen von Makita über DeWalt, Hitachi, Würth, Hilti bis Bosch. (Jules Handtaschen-IXO war dafür zumindest nicht geeignet.)
2. Magazinschrauber
Nicht unersätzlich aber sehr, sehr nützlich ist ein Magazinschrauber ( z.B. Makita 6842) zum Verschrauben der Gipskartonplatten. Man verschraubt in einem Fingerhaus ca. 2500 Schrauben, d.h. 2500 mal die Schraube aus der Tasche nehmen, 2500 mal anhalten und 2500 mal verschrauben. Da hat man es mit dem Magazinschrauber deutlich einfacher. Der Bit rotiert mit ca. 4500 U/min, man setzt auf den Rigips an , presst den Schrauber kurz an und schon ist die Schraube drin, perfekt versenkt natürlich.
3. Trockenbau - Bits
Ab und zu kommt man trotz des Magazinschraubers nicht umhin, ab und an ein paar Schrauben mit dem Akkuschrauber zu verschrauben. Damit man die Schrauben optimal versenkt, d.h. nicht zu tief oder auch zu wenig, sollte man Trockenbau - Bits verwenden. Diese Bits sind in einer Metallhülse versenkt, welche als Anschlag fungiert und gibts für wenig Geld z.B. bei Ebay.
4. Plattenlift
Dieser Helfer ist wirklich unbezahlbar. Das Montieren der Gipsplatten an Dachschrägen mit dem Lift gestaltet sich etwas kompliziert... jedenfalls haben wir nicht so wirklich herausbekommen wie das gehen soll. Dafür ist funktioniert das Teil bei der Deckenmontage umso besser und wir würden nicht auf ihn verzichten wollen, müssten wir noch einmal Gipsplatten montieren .
Wir haben unseren Lift von Bauherren aus dem FingerHaus-Forum bezogen und er bleibt in der Familie und geht an Carsten und Dajana :-)
5. Tacker
Es genügt ein ganz normaler Handtacker zum Befestigen der Dampfbremsfolie. Ich hatte dafür einen Elektrotacker gekauft... "mit Kanonen auf Spatzen geschossen" trifft es wohl ganz gut.
6. Messerschärfer
Zum Schneiden der Dämmung haben wir ein 25 cm langes Küchenmesser benutzt und es zeigte sich schnell, dass die Mineralwolle das Messer sehr schnell stumpf werden lässt. Unsere Empfehlung: IKEA-Messerschärfer ( 5,99€ ). Das ist der gleiche FISKARS-Messerschärfer, den es im Baumarkt für 12-15€ gibt.
Ausbau-Tipps:
1. 180mm Zwischensparrendämmung
Schön ist, dass die Sparren in der Regel einen Abstand von 57-59 cm haben. Die von FingerHaus gelieferte Dämmung ( Isover) hat eine Breite von 60cm und klemmt auf Anhieb hervorragend zwischen den Sparren bzw. den Kehlbalken an der Decke. Hin und wieder sind die Sparrenabstände jedoch kleiner, daher sollte man alle vorher nachmessen und die enger zusammenstehenden markieren und die Dämmung entsprechend der Länge nach kürzen. Der Bauleiter machte uns darauf aufmerksam, dass im Bereich in dem die Fußpfetten auf die Giebelwände treffen, sich kleine, leicht zu übersehende Hohlräume befinden. Diese sollten unbedingt gedämmt werden.
Beim Übergang von Dachschräge auf die Decke sind Bereiche, die ebenfalls gedämmt werden müssen, jedoch der Klemmfilz nicht hält. Wir haben uns damit beholfen, dass wir einen alten Spanngurt bzw. einen alten Rollogurt zerschnitten und angetackert haben, um die Dämmung an Ort und Stelle zu halten.
Alles in allem geht das Dämmen mit der 180er Dämmung gut von der Hand und ist zu zweit in 1 - 1,5 Tagen locker zu schaffen.
2. Dampfbremsfolie
Die von FingerHaus gelieferte Folie ist 3m breit bzw 50 cm breit. Wir haben die Folie an einem Stück über die Zwischenwände hinweg verlegt und dann von der Mitte aus beginnend getackert. So konnten wir weitestgehend Faltenbildungen vermeiden und mussten auch nicht sehr viele Überlappungen verkleben. Getackert haben wir die Folie alle 30 - 40 cm und haben auch jede Tackernadel einzeln abgeklebt. Ob das nun sinnig ist oder nicht... Da streiten sich die Geister. Schaden kann es nicht und deshalb haben wir es gemacht. Die Folien, die aus den Drempel- und Giebelwänden hinausschauen sollten unbedingt genau begutachtet werden, da diese vom Transport oftmals Risse und Löcher haben. Auch sollte hinter Bad-Installationswänden geschaut werden, ob dort ordentlich verklebt worden ist... ( Gut, dass Jule so klein ist :-P )
Für das Tackern und Verkleben der Folie haben wir zu dritt 2-3 Tage gebraucht.
3. Konterlattung
Die von FingerHaus gelieferten Konterlatten haben die Maße 250cm x 6cm x 4,8 cm. Um ordentliche Festigkeit zu erreichen haben wir 6x100er Schrauben verwendet. Am Besten waren die Schrauben mit Torx T30 Köpfen. Mit T25 oder den "ASSY´s" ( ja, die heißen wirklich so) von Würth kamen wir nicht so gut zurecht, gingen aber auch. Wichtig bei der Konterlattung ist wirklich akribisch den Abstand von 37cm zwischen den Latten einzuhalten, denn die 60mm Dämmung ( Isover), die später dazwischen geklemmt wird, ist 38cm breit. Und diese Dämmung hat der Teufel geschickt... Nicht nur, dass sie im Vergleich zur 180er um ein Vielfaches mehr staubt, sie ist auch sehr zickig, was Lattungsabstände angeht. Sprich, ist der Abstand wenige Millimeter zu groß -> sie fällt raus ; ist der Abstand wenige Millimeter zu klein -> fällt sie raus.
Um dem Drama halbwegs zu entgehen wurden die "Siebenunddreißiger" geboren. Die 37er sind Abstandsbrettchen mit einem Abstand von ( wer hätte das gedacht ) 37cm. Neben ihrer eigentlichen Hauptaufgabe, dem Abstandhalten von 37cm, haben die kleinen eine doofe Angewohnheit entwickelt, nämlich: Herunterfallen. Und das grundsätzlich bei jeder Latte mindestens zwei Mal, so dass Jule gefühlte 10.000 Mal den Satz "Gibst du mir mal die 37 hoch, bitte." zu hören bekam.
Trotzdem waren uns die Hölzchen eine große Hilfe, wir haben sie ins Herz geschlossen und werden sie deshalb behalten. ;-)
Weiterhin erschien uns in dem Bereich, in dem wir mit den Gurten die Dämmung fixierten (s.o) der Abstand zwischen den Latten zu groß, um die Gipsplatten ordentlich zu befestigen. Daher haben wir uns noch Querlattungen gebastelt. Diese müssen jedoch im richtigen Winkel geschnitten werden. Dafür empfiehlt sich eine Kapp- und Gehrungssäge.
Zu dritt haben wir ca. 2-3 Tage für die Lattung gebraucht.
4. 60mm Dämmung
Wie oben beschrieben macht die 60mm Dämmung keinen Spaß. Allerspätestens hier sollte man eine Atemschutzmaske, lange Klamotten tragen und eine (Schutz-) Brille tragen. Das Anbringen geht bis zur Mannhöhe allein, wenn es an die höheren Schrägen und Decken geht, muss man zu zweit arbeiten: Der eine klemmt die Dämmung ein und der andere hält den Rest der Dämmung z.B. mit einem Besen hoch. Wenn man vorher ordentlich bei der Lattung gearbeitet hat, ist das auch kein Problem und in 1- 1,5 Tagen zu schaffen.
Die Reste der 180er sowie der 60er Dämmung haben wir dazu verwendet diese in die Zwischenräume zwischen den Innenwänden und der Decken/Schrägen zu stopfen. Erstens muss man sie dann nicht entsorgen und zweitens trägt es evtl. zur Geräuschdämmung bei.
5. Gipskartonplatten anbringen
Zum Anbringen an die Schrägen haben wir nicht den Lift benutzt, das war uns irgendwie zu kompliziert. Stattdessen gingen wir wie folgt vor: Wir haben uns einen "Bock" aus den noch vorhandenen Latten gebaut. Dieser hat ungefähr die Höhe bis zur ersten Latte der Schräge. Die Platte auf die Lattung auflegen und kontrolliert nach unten rutschen lassen, bis die untere Kante der Platte auf die Drempelwand trifft. Dann den Bock unter die Platte verkeilt ggf. die Platte ausgerichtet und verschraubt. Diese Platte hat somit den Anschlag unten und reicht bis zur vorletzten Latte oben. Um Kreuzfugen zu vermeiden wird die nächste Platte eine Latte höher ( 2. Latte von unten / mittig ) angesetzt. Hier haben wir vorübergehend ein ca. 60 cm langes Brettchen mittig auf die Latte verschraubt, sodass wir hier die Platte aufsetzen, ausrichten und verschrauben konnten.
Das Anbringen an den Decken stellte dank unseres Plattenliftes kein Problem dar, aus unserer Sicht wirklich ein Muss für jeden "Technikfertig-Bauherren".
5-6 Tage haben wir in etwa gebraucht.
optional: Netzwerk- und TV-Verkabelung (Innenwände)
Wir haben auch lange überlegt das Homeway-System zu nehmen, haben uns jedoch dagegen entschieden und das war auch gut so. Denn das Verkabeln ist wirklich nicht sonderlich schwer und auch nicht zeitintensiv. Insgesamt haben wir 100m Cat7 Duplex Kabel, 150 m Sat-Kabel und 100m Boxenkabel selbst verlegt.
Das Einzige was man braucht ist so eine Spindel ( keine Ahnung wie das Ding heißt), wie die Elektriker sie benutzen. Letztendlich ist das ein ca 15mm breites und 2,5 m langes Metallband mit jeweils einer Öse an jedem Ende. Wo man so etwas bekommt, wissen wir auch nicht. Bekannte von uns haben sich so eine Spindel aus so einem Metallspannband gebaut, was man schonmal an Paletten findet; dieses haben wir uns ausgeliehen.
Die Elektiker waren so freundlich und haben uns Löcher dort gebohrt, wo wir später die jeweiligen Anschlüsse haben wollen. Teilweise sind die Innenwände an diesen Stellen sogar oben offen, sodass man dort einfach das Kabel mit einziehen kann. Ist das nicht der Fall, muss man die Wand selbst öffnen. Am oberen Rand wird mit dem Cuttermesser ein Quadrat z.B. ca. 15 x 15mm in die Gipskartonplatte (GKP) eingeschnitten und anschließend vorsichtig ausgehebelt. Die Spanplatte kommt nun zum Vorschein. Diese nun mit z.B. einem Holzmeißel öffnen und zwar ein Quadrat von z.B. ca 11x 13cm, sodass ein Rand zur GKP von min. 2cm übrig bleibt (links, rechts, unten). Nun die Spindel durch unsere Öffnung nach unten zum Dosenloch führen, Kabel befestigen, hochziehen und zum beliebigen Punkt im Haus ziehen. Solange die Decken nicht geschlossen sind, kommt man problemlos an jeden beliebigen Ort im Haus, auch geschossübergreifend, denn rund um den Kamin ist jede Menge Platz. Wenn kein Kamin vorhanden ist, kann man auch die vorhandenen Löcher der Elektrik im Boden/Decke mitbenutzen.
Ein ganz großes Dankeschön an dieser Stelle noch an Jules Vater für seine tatkräftige Unterstützung. Ohne ihn wären wir bei weitem nicht in 2,5 Wochen fertig gewesen, außerdem stammen alle Tricks und Kniffe von ihm.Wir hoffen, dass der ein oder andere hier vielleicht etwas Brauchbares mitnehmen konnte und wir etwas die "Furcht" vor dem Ausbaupaket 1 nehmen konnten. Es ist alles gar nicht so kompliziert, wie man es sich vorher ausmalt.
Wir sind gespannt, wie wir den Gipskrieg in ca. 4 Wochen meistern werden :-)
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